Hey, ich bin Lisa! In meinem letzten Artikel ging es um Sommerpartys und Weihnachtsmärkte – und natürlich darum, warum ich ein großer Fan von steppenstrolch bin und warum ihr das vielleicht auch werden solltet. Als studierte Geografin habe ich mich in verschiedenen Teilen der Welt intensiv mit den Themen Wertschöpfung, Nachhaltigkeit und fairer Handel beschäftigt. Heute möchte ich euch auf eine Reise in die Mongolei mitnehmen.
Wertschöpfung in einer globalisierten Welt
In unserer zunehmend globalisierten Welt ist Wertschöpfung ein bedeutendes Thema, das auf nationaler und internationaler Ebene breit diskutiert wird. Globale Lieferketten in der Textilbranche bringen oft enorme Herausforderungen mit sich, die sowohl ökologische als auch soziale negative Auswirkungen für zukünftige Generationen haben. Lange Transportwege und eine Vielzahl von Zwischenhändlern tragen nicht nur zur CO₂-Belastung bei, sondern erschweren auch die Nachverfolgbarkeit und Transparenz der Produkte und ihrer Herstellung. Häufig werden Materialien und Rohstoffe quer über den Globus transportiert, zwischen Waschen, Färben, Spinnen und Weben können schnell tausende Kilometer zusammenkommen. Die langen Lieferketten erschweren es Außenstehenden und Endkunden, nachzuvollziehen wo die Kleidung hergestellt wurde und ob dort gerechte Löhne und sichere Arbeitsbedingungen gewährleistet werden können. Die oftmals intransparente Struktur globaler Lieferketten führt dazu, dass Marken und Verbraucher meistens wenig bis gar keinen Einblick in die tatsächlichen Produktionsbedingungen bieten.
Diese komplexen Netzwerke ermöglichen es großen Unternehmen, auf die günstigsten Produktionsländer zurückzugreifen, was jedoch häufig auf Kosten von Menschenrechten und ökologischer Verantwortung geschieht. Durch Outsourcing in Länder mit weniger strengen Arbeitsgesetzen riskieren viele Unternehmen, dass die Arbeiter:innen in schlechten Bedingungen arbeiten, und es kommt nicht selten zu Fällen von Lohnungleichheit, Zwangsarbeit und sogar Kinderarbeit.
Bei steppenstrolch setzen wir auf eine kurze und direkte Lieferkette, um faire und transparente Produktionsbedingungen zu gewährleisten. Das bedeutet, dass unsere Wolle von nomadischen Familien und Gemeinschaften in der Mongolei stammt und in der Hauptstadt weiterverarbeitet wird. Dadurch bleibt die Wertschöpfung im Land, und wir haben einen Überblick über die einzelnen Arbeitsschritte, ohne auf fragwürdige internationale Zwischenhändler angewiesen zu sein. Diese kurze, lokale Lieferkette bietet uns die Möglichkeit, faire Löhne, ökologische Standards und eine nachvollziehbare Produktion vertraglich mit den Produzenten und Einkäufern der Wolle zu gewährleisten.
Wertschöpfung in der Mongolei
Die Schafe, Kamele und Yaks, deren Wolle in unseren Produkten verarbeitet wird, leben in der mongolischen Steppe und Wüste. Dort führen die Menschen ein traditionelles Leben als Nomaden mit ihren Tieren. Die Tage folgen einem festgelegten Rhythmus: Morgens zum Sonnenaufgang werden die Jungtiere und Muttertiere von der Herde getrennt und zur Wasserstelle getrieben. Am Abend kehren alle Tiere zurück, oft nahe an die Jurte oder in den befestigten Stall. Während Kamele und Yaks gut vor kleineren Raubtieren geschützt sind, müssen die Schafe und Ziegen bei Dämmerung immer wieder zurück in die sichere Jurte gebracht werden. Wenn der harte Winter vorbei ist und die Steppe wieder grün wird, ist es Zeit, die Schafe und Kamele von ihrem Winterfell zu befreien. Die ganze Nomadenfamilie packt beim Scheren der Tiere mit an, und die feine Yak-Wolle wird per Hand ausgekämmt. Die enge Verbindung der Nomaden zu ihren Tieren ist mehr als eine wirtschaftliche Notwendigkeit; sie basiert auf einer tief verwurzelten kulturellen Praxis, die für den Erhalt dieser Lebensweise essenziell ist.
Im Frühling, wenn die Temperaturen milder werden und die Steppe zu grünen beginnt, kommt die Zeit des Scherens. Dies ist ein aufwendiger Prozess, an dem die gesamte Nomadenfamilie beteiligt ist. Die Schafe und Kamele werden von ihrem dichten Winterfell befreit, das sie während der kalten Monate geschützt hat. Das besonders feine Haar der Yaks wird in Handarbeit aus dem Unterfell der Tiere ausgekämmt. Diese Art der Wollgewinnung wird oft als besonders nachhaltig eingestuft, da sie wenig Energie verbraucht und den Lebenszyklus der Tiere respektiert. Wissenschaftliche Studien zeigen zudem, dass die nachhaltige Wollproduktion in solchen Gemeinschaften einen direkten Beitrag zur lokalen Wirtschaft und zur Erhaltung der Kultur leistet, indem sie die Nomaden in ihrer Unabhängigkeit und ihrer traditionellen Lebensweise unterstützt.
Von der Wolle zur Ware
Bevor die Wolle jedoch in unsere hochwertigen Produkte verwandelt wird, durchläuft sie in der Hauptstadt Ulaanbaatar eine Reihe von sorgfältigen Aufbereitungsstufen. Zunächst wird die Rohwolle sortiert, gründlich gewaschen, enthaart und schließlich versponnen. Aus dem gereinigten Vlies entsteht das Garn, das bei Bedarf – insbesondere bei der Schafwolle – gefärbt wird und so die schönen, natürlichen Farbvariationen unserer Schafwollsocken ermöglicht.
Für die Verarbeitung der Kamelwolle arbeiten wir eng mit einem Familienbetrieb in Ulaanbaatar zusammen, der sich auf die Herstellung und Veredelung dieses besonderen Materials spezialisiert hat. Sobald das feine Vlies aus den Maschinen kommt, folgt eine Reihe weiterer Produktionsschritte und präziser Handarbeit, die notwendig sind, um die gewünschten Qualitätsstandards zu erreichen. So entsteht nach und nach unser Endprodukt – die gemütlichen, warmen Socken, die du schließlich in deinen Händen halten kannst.
Bevor die fertigen Produkte verpackt und zu uns nach Aachen geschickt werden, durchlaufen sie eine sorgfältige Qualitätsprüfung. Auch in Aachen prüfen wir die Textilien erneut, bevor sie in unseren Online-Shop, unseren Laden in der Wirichsbongardstraße in Aachen, im neuen Pop-up-Store in Berlin und auf den Weihnachtsmärkten zum Verkauf angeboten werden.
Faire Bedingungen für alle Beteiligten
Das motiviert uns: Wir möchten zeigen, dass Textilproduktion fair und transparent gestaltet werden kann. Bei uns ist vertraglich festgelegt, dass Frauen gleiches Entgelt für gleiche Arbeit erhalten. Zudem achten wir auf sichere und gesundheitlich unbedenkliche Arbeitsbedingungen. Wir haben verbindliche Arbeitsstandards mit unseren Produzenten vereinbart, die Zwangsarbeit und ausbeuterische Kinderarbeit ausschließen, und prüfen dies bei unseren Besuchen vor Ort. Nomadenfamilien organisieren sich teilweise in Kooperativen, die ihnen helfen, bessere Preise für ihre hochwertige Wolle zu erzielen. Besonders in den rauen Landschaften der Mongolei, die extremen Wetterbedingungen ausgesetzt sind, bedeutet die stabile Abnahme der Rohwolle eine verbesserte Lebensgrundlage.
Der Klimawandel trifft besonders diese Regionen der Welt mit ohnehin schon extremen Bedingungen. Wir streben nicht nach Gewinnmaximierung auf Kosten der Produktionsländer, sondern möchten transparent darlegen, warum unsere Kleidung ihren Preis hat – und dieser auch je nach Produktionsaufwand variieren kann.
From the nomadic country to you: Mongolian wool, fair and sustainable